Was ist Tradition?

Was ist Tradition?

Ohne Frage zählt die Diskussion über Tradition in und um die deutschen Streitkräfte seit Jahrzehnten zu den heißumkämpften Themen. Sie war nicht nur für konservative Militärs oder Soldatenverbände von  jeher eine grundlegende, vielleicht auch existentielle Frage.

Der Begriff Tradition stammt aus dem Lateinischen und steht für die Überlieferung von Werten, Herkömmlichem oder Althergebrachtem. In unserem Sinne bedeutet sie, üblicherweise im militärischen Sprachgebrauch, eine Bewertung der Vergangenheit. Nun sind viele Sitten, Gepflogenheiten und auch Teile des Zeremoniells im Alltag einer Armee nicht Tradition, sondern militärisches Brauchtum. Dies ist im Hinblick auf die innere Struktur und der Wirkung nach außen für die Streitkräfte von großer Bedeutung. Tradition ist folglich immer nur eine Auswahl aus der Gesamtheit des Geschehenen. Der Übergang zwischen Brauchtum und Tradition ist dabei fließend und nicht exakt zu trennen. Das setzt allerdings eine genaue Kenntnis der Geschichte voraus. Nur wenn ein Mensch weiß woher er kommt, wird er in der Lage sein zu wissen, wohin er geht. Aus dem Bewusstsein der Herkunft heraus lässt sich folgerichtig Kraft schöpfen, um für die zweifelsohne schwierige Aufgabenstellung der Zukunft gewappnet zu sein.
Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Disziplin, Durchhaltevermögen, Gehorsam, Heimatliebe, Kameradschaft, Tapferkeit, Treue, Würde, Wahrhaftigkeit und Zuversicht sind zeitlose Werte des deutschen Soldaten. Darüber hinaus zählen auch "... die Achtung vor dem Recht, die Loyalität gegenüber dem Mitbürger, sowie jenes Pflichtgefühl, das den Menschen dazu bewegt, eigene Ansprüche denen der Allgemeinheit unterzuordnen" zu besagten Tugenden. Auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sind verbindliche Werte und Normen, wie die Achtung der Menschenwürde, die Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung des Völkerrechts, aufgeführt. Tradition ist nicht nur ein mentaler Vorgang, sondern auch ein emotionaler. Dafür sorgen auch Symbole und Zeremonien, die jeweils eng mit der Tradition verknüpft sind.

Tradition und Brauchtum sind die Seele einer Armee. Ohne sie verkommt der Soldat zu einem nüchternen Befehlsempfänger und wird zum Söldner, der seiner Aufgabe in einem rein technokratischen Sinne nachkommt.

 

Die Bundeswehr hat in ihrer langen Geschichte bislang drei Traditionserlasse, bzw. Richtlinien erhalten. In den Jahren 1965, 1982 und, aktuell gültig, 2018. Die vom Bundesministerium der Verteidigung herausgegebenen Dokumente sind hier zur Information abrufbar.

Traditionserlass von 1965
Traditionsrichtlinien von 1982
Traditionsrichtlinien von 2018

Traditionsbildende Ereignisse der deutschen Geschichte sind beispielsweise:

Märzrevolution 1848
Märzrevolution 1848; jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen am 18./19. März 1848 in der Breiten Straße in Berlin.
Kreidelithographie circa 1848–1850
Kaiserproklamation 1871
Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 in Versailles.
Painting by Anton von Werner (1877)
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Hinweis: Es werden Bilddokumente gezeigt, die sich unter anderen mit Themen des 2. Weltkrieges beschäftigen. Dazu gehören auch Bilder oder Darstellungen, die Orden oder Symbole des nationalsozialistischen Deutschlands zeigen, namentlich Hakenkreuze, Reichskriegsflaggen u.ä.. Diese Darstellungen dienen der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Wissenschaft sowie der Forschung und stehen somit im Einklang mit den Bestimmungen der §§86 und 86a StGB. Die Arge distanziert sich ausdrücklich von der Verherrlichung derartiger Symbole, insbesondere aus der Zeit zwischen 1933 und 1945.